Die Deutschen Meisterschaften in der Helmut-Körnig-Halle in Dortmund brachten an den letzten beiden Tagen so einige Überraschungen mit sich. Neben hochklassigen Ergebnissen, starken Bestleistungen und weiteren Norm-Erfüllern für die Hallen-EM, gab es zudem einige Überraschungssieger. Auch das LGR-Team um Trainer Günther Scheefer durchlebte eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Den Beginn von den vier LGR-Athleten machte am Sonntagmittag Markus Görger mit seinem Start über die 3.000 Meter. Leider fühlte er sich von Anfang an erschöpft und müde, was vielleicht auch aus seinem Praktikum bei Forst BW, bei dem er seit sechs Wochen täglich acht Stunden in den Wäldern rund um Karlsruhe arbeitet, resultiert. Dennoch versuchte er auf den ersten Kilometern den Anschluss zum Feld zu halten und ließ, erst als das Tempo vorne deutlich angezogen wurde, abreißen. In 8:22,90 Minuten kämpfte sich der 23-jährige tapfer ins Ziel, auch wenn er damit leider seine Trainingsergebnisse der letzten Wochen nicht umsetzen konnte.
Direkt im Anschluss war Melina Wolf über die gleiche Distanz am Start und die 15 Hallenrunden. Die Triathletin Laura Lindemann sorgte für eine hohes Anfangstempo und setze sich auf den ersten Runden zeitweise nach vorne ab. Doch auch dahinter schlugen Hanna Klein und Elena Burkard kein langsames Tempo an, mit dem Ziel noch die Hallen-EM-Norm von 9:03 Minuten zu laufen. Für Melina wurde für den ersten Kilometer eine schnelle Durchgangszeit von 3:03 Minuten gestoppt, diesem hohen Tempo musste sie schließlich auf den letzten drei Runden Tribut zollen und verlor den Anschluss an die Verfolgergruppe. Mit ihrer Zeit von 9:37,04 Minuten und Platz acht zeigte die Langstrecklerin trotzdem einen gelungenen Wettkampf-Ausflug, auch in Ermangelung anderer Wettkampfmöglichkeiten.
Nach einer Pause, die unter anderem auch für die Durchlüftung der Halle genutzt wurde, was als nur eine der vielen Maßnahmen im strengen Hygienekonzept mit PCR-Tests im Vorfeld, Antigen-Schnelltests vor Betreten der Halle, FFP2-Maskenpflicht in der Halle und klaren Sicherheitsabständen, fungierte, ging es am frühen Nachmittag mit den Finals über 800 Meter weiter im Programm.
Mit Medaillenambitionen ging Christoph Kessler in sein Finale über die vier Hallenrunden. In dem Rennen mit nur sechs Läufern setzte sich Topfavorit Marc Reuther gleich zu Beginn an die Spitze des Feldes und sorge für ein schnelles Tempo. Chris konnte sich dahinter einsortieren, auch wenn der Abstand nach vorne zwischenzeitlich einige Meter betrug, lief Chris wieder ran und versuchte in der letzten Kurve am Führenden vorbeizugehen. So kam er als Erster auf die Zielgerade, doch auch sein Verfolger Oskar Schwarzer hatte den Favoriten überholt und sicherte sich im Zielspurt den Titel. Chris gewann somit nach einem tollen und couragierten Rennen zum fünften Mal in Folge die Deutsche Vizemeisterschaft. In 1:47,83 Minuten blieb er erneut unter der Norm für die Hallen-EM in Torun und sammelte zugleich wertvolle Punkte für die Weltrangliste und Olympianorm. Trotz doppelter Normerfüllung und seinem zweiten Platz, wäre der 25-jährige nicht für die EM nominiert gewesen, da der Jahresschnellste Marc Reuther und Marius Probst bessere Saisonbestzeiten vorweisen konnten und mit dem Überraschungssieger Oskar Schwarzer drei Leute vor ihm gelegen wären. Somit musste Marius Probst in seinem Rennen über die 1.500 Meter die ihm noch fehlenden EM-Norm unterbieten und Deutscher Meister werden, damit er über diese Distanz bei der EM starten könnte und Chris ebenfalls dabei sein kann.
Mit großer Spannung wurde daher das 1.500 Meter Rennen der Männer, in dem auch Felix Wammetsberger am Start war, erwartet. Überraschenderweise sorgte der deutsche Hallenrekordler Homiyu Tesfaye, der nach seinem Ausflug auf die Straße zu den Mittelstrecken zurückgekehrt, nicht für das Tempo. So musste Chris als Zuschauer von außen bereits befürchten, dass Marius nicht unter der Norm bleiben würde. Kurzerhand beschloss Felix für ein gutes Anfangstempo zu sorgen und spannte sich vor das Feld, auch um für Chris zu laufen. Mit dieser Taktik verschaffte er sich auch selbst eine gute Ausgangslage, als Homiyu nach 800 Metern die Attacke setzte und gut zwanzig Meter zwischen sich und die Verfolger brachte. Felix konnte seine Position halten und belegte hinter den vier Normerfüllern in guten 3:49,00 Minuten einen unerwarteten und sehr starken fünften Platz. Mit einer beherzten Schlussrunde lief Marius noch an den Führenden heran und sicherte sich auf den letzten Metern nicht nur den Titel, sondern auch die Norm für die Hallen-EM, sodass auch Chris wieder in das EM-Aufgebot für Torun rückte.
In diesem Rennen wurde wahrer Teamgeist gezeigt und brachte für das LGR-Team einen tollen Abschluss des DM-Tages.
Nun gilt es die endgültige Nominierung des DLV, die am Donnerstag veröffentlicht wird, abzuwarten und Chris eine gute Vorbereitung für die Hallen-EM zu wünschen.
Für die anderen drei Athleten geht es nun in die Vorbereitung für die Sommersaison, in der dann hoffentlich wieder mehr Wettkämpfe stattfinden können, wieder mehr Athleten am Start sein dürfen und auch die möglichen vorgegebenen Teilnehmergrenzen komplett ausgeschöpft werden, umso mehr Athleten einen Start zu ermöglichen. Dies war bei der DM leider nicht immer der Fall, sodass vor allem in den Laufdisziplinen deutlich weniger Athleten am Start waren.