Bereits seit einigen Monaten leben, studieren und trainieren einige LGRler:innen in den USA. Weit über das Land verstreut sind sie in den verschiedensten Bundesstaaten im Rahmen eines Sportstipendiums Mitglied in den dortigen Collegemannschaften. Von ihren Erfahrungen und Erlebnissen im Trainings- und Unialltag, auch unter der Pandemiesituation, berichten sie in den kommenden Tagen.

Den Anfang macht Katja Bäuerle, die sich nach ihrem erfolgreichen Abitur im vergangenen Jahr für einen Aufenthalt an der University of Wisconsin Parkside, im gleichnamigen Bundestaat gelegen am Lake Michigan, entschieden hat.

„Meine Reise begann direkt nach den Deutschen Meisterschaften 2020 als ich am 07.09 in den Flieger nach Chicago gestiegen bin. Immer noch mit Emotionen überwältigt von dem vorangegangenen Wochenende, musste ich etwa neun Stunden alleine in ein Land fliegen, wo ich niemanden richtig kenne und niemand Deutsch spricht. Auch wenn das etwas einschüchternd war, hatte ich große Vorfreude als ich von meinem Trainer (Coach Maas) und einer unserer Assistan Coaches, die sogar aus Belgien kommt, (natürlich alle mit Maske!) abgeholt wurde. Als ich in meinem Zimmer ankam, haben die Mädels von meinem Team schon auf mich gewartet und wir sind direkt zu Walmart gefahren, um Bettwäsche und einige Dekorationen für mein Dorm zu kaufen. Durch den Jetlag bin ich aber danach sofort ins Bett. Die nächsten Tage waren für mich ziemlich aufregend, da ich die ganzen Uni Gebäude kennengelernt habe und das erste mal mit meinem Team trainiert habe. Da ich aber direkt aus der Wettkampfphase kam, habe ich die ersten Wochen überwiegend lockere Dauerlaufe gemacht während die anderen schon Tempoläufe gemacht haben. Ebenso wurden und werden wir weiterhin auch jede Woche einmal auf Corona getestet und müssen während dem Training eine Maske getragen. Neben dem Training und Zeit mit den Mädels, studiere ich General Chemistry. Ich muss aber ehrlich sagen, dass der Inhalt von meinem ersten Semester auf Abitur Niveau war, sodass mir die Vorlesungen und Klausuren relativ leicht gefallen sind.

Die Trainingsaufteilung ist auch etwas anders als ich es in Deutschland gewohnt war. Eine typische Woche (ohne Wettkampf am Wochenende) sieht für uns meistens so aus, dass wir mit einem kompletten Ruhetag in die Woche starten. Am Dienstag haben wir dann einen kurzen, lockeren Dauerlauf am Morgen und eine Tempoeinheit am Nachmittag, gefolgt von einem Rumpfzirkel und Krafttraining. An solchen Tagen treffen wir uns gegen 15:15Uhr und sind etwa gegen 17:45Uhr mit dem Training fertig. Meistens gehen wir danach direkt gemeinsam Abendessen. Mittwochs laufen wir etwa 50-60 Minuten und haben eine kurze Yoga session danach. Donnerstag steht ein etwas kürzerer Dauerlauf gefolgt von Sprints, viel Koordination und Krafttraining an. Am Freitag haben wir dann wieder einen kurzen Dauerlauf am Morgen und eine Tempoeinheit am Nachmittag. Samstag ist dann wieder ein lockerer Dauerlauf, wobei wir uns dafür nicht offiziell mit dem Team treffen und Sonntag steht ein klassischer Longrun auf dem Plan.

Dennoch musste ich im ersten Semester zweimal in Quarantäne, da einige in unserem Team positiv getestet wurden. Diese Erfahrung war natürlich nicht eine, die ich mir gewünscht habe aber in der heutigen Zeit kaum vermeidbar in so einem großen Team. Immerhin darf man in den USA draußen laufen gehen, sodass ich (natürlich dann alleine) weiter trainieren konnte. Da sowieso die XC season im Herbst abgesagt wurde, konnten wir in der Zeit gut an unserer Ausdauer arbeiten und haben einige Kilometer gesammelt.

Nachdem ich über Weihnachten nach Hause geflogen bin, war ich Mitte Januar wieder zurück in Amerika, da Anfang Februar für uns die Indoor season angefangen hatte. Das Reisen zu anderen Unis ist eine richtig coole Erfahrung, die ich vor allem unter heutigen Bedingungen unglaublich zu schätzen weiß. Die Bedingung um Antreten zu dürfen lautete aber, dass wir zwei bis viermal (je nach Veranstalter) in den Tagen vor dem Wettkampf getestet wurden. Meine Indoor season konnte ich mit 5:05 in der Meile (etwa 4:44 1500m) und 2:17 über 800m abschließen, wobei ich dazu sagen muss, dass ich bei jedem Wettkampf mehr als ein Rennen gelaufen bin. Bei den Conference Championships konnte ich einen 6. Platz in der Meile, einen 8. Platz über 800m und einen 8. Platz mit der 4x400m Staffel erzielen. Insgesamt war die Stimmung bei jedem Wettkampf enorm und es hat super Spaß gemacht uns gegenseitig anzufeuern. Ebenso haben wir zu jedem Wettkampf eine große Snack Box mitgekommen, wo wir uns mit Bananen, Bagels, Peanut Butter, Cliff bars und vielem mehr kostenlos versorgen konnten.

Momentan befinden wir uns in einem Trainingsblock, um fit für die Outdoor season in zwei Wochen zu werden.

Ich bin unglaublich dankbar momentan in einer Gruppe trainieren zu dürfen und vor allem auch Krafträume und Regenerationsmöglichkeiten zu nutzen. Ich möchte dazu sagen, dass wir als Team jede Woche einmal getestet werden, eine Maske beim Laufen tragen müssen und versuchen Kontakt mit Leuten von außerhalb zu meiden.“

Katja Bäuerle

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