Mit zwei deutschen Vizemeistertiteln, von Julian Howard und Christoph Kessler und einigen Top-Acht-Platzierungen kehrte das 11-köpfige Team der LGR von den Deutschen Meisterschaften aus Braunschweig zurück. Unter strengen Hygiene-Regeln und ohne Zuschauer zeigten die Athleten im leeren Eintracht-Stadion tolle Leistungen.

Gleich mehrfach hatte Mittel- und Langstreckentrainer Günne Scheefer am DM-Wochenende Grund zur Freude über die grandiosen Leistungen seiner Schützlinge, die allesamt bewiesen, wie stark sie durch die schwierige Trainingsphase gekommen waren.
Über die 800 Meter bewies Christoph Kessler im Vorlauf, dass in jedem Fall mit ihm zu rechnen ist und qualifizierte sich im schnellsten Lauf in 1:49,60 Minuten ungefährdet für das Finale. Hier lief er am Sonntag ein wahnsinnig kluges Rennen, bei dem er sich in einem harten Fight um Silber auf der Zielgeraden erneut gegen Dennis Biederbick durchsetzte und sich über Platz zwei hinter Marc Reuther freuen durfte.
Trainingskollege Holger Körner erwischte den langsamsten Vorlauf. Nachdem er nach der ersten Runde an letzter Position lief und hatte er es sehr schwer wieder nach vorne zu laufen. Über seinen vierten Platz im Vorlauf (1:53,21 min) kann er dennoch sehr zufrieden sein. Lorenz Herrmann präsentierte sich gut als Vorlaufvierter in Saisonbestzeit von 1:52,40 Minuten.

Für ein weiteres Ganzlicht sorgte Amélie Svensson über die 3000 Meter Hindernis. Trotz 36° Grad auf der Tartanbahn, präsentierte sie sich wahnsinnig stark und überraschte nicht nur ihren Trainer mit einer neuen Bestzeit von 10:12,20 Minuten, was auch einen neuen Kreisrekord bedeutet. Belohnt wurde die junge Athletin dafür mit einem grandiosen vierten Platz. Auch Johanna Flacke kämpfte sich durch die Hitze des Braunschweiger Stadions und lief nach ihrem Trainingssturz mit größtenteils noch zögerlicher und leicht verunsicherter Hindernisüberquerung in 10:38,84 Minuten auf den neunten Rang.

Über 1500 Meter zeigte Antje Pfüller in neuer Bestzeit von 4:22,23 Minuten einen mutigen Vorlauf, der der U20-Athletin den Finalplatz sicherte. Hier präsentierte sie sich trotz heißer Temperaturen in Topform und lief nicht nur zu einem phänomenalen sechsten Rang, sondern erneut zu einer neuen Bestzeit von 4:18,81 Minuten, was gleichbedeutend mit einem neuen Kreisrekord und Badischem U20-Rekord ist.
Nicht weniger beeindruckend war die Leistung von Felix Wammetsberger, der seine Aufgabe im Vorlauf in 3:48,83 Minuten souverän und clever löste und mit einem großen Q ins Finale einzog. Als Topfavorit Marius Probst im Endlauf 300 Meter vor Schluss das Tempo deutlich erhöhte, blieb Felix ruhig und ließ seine Gegner vorbeiziehen. Auf der Zielgeraden brillierte er dann mit einem grandiosen Endspurt, mit dem er noch einige Läufer überholen konnte und lief auf einen starken fünften Platz (3:54,96 min).

Markus Görger hatte über die 5000 Meter mit der Hitze sehr zu kämpfen und durch fehlende Wettkampfpraxis und lange Krankheit im Vorfeld war für ihn Rang 13 und eine Zeit von 14:42,10 Minuten das Maximum.
Für einen tollen Abschluss des Wochenendes sorgte Melina Wolf. Im Rennen über 5.000 Meter, das nach einem sehr langsamen Beginn von Runde zu Runde Fahrt aufnahm, zeigte sie ihre gute Form der vergangenen Wochen. Nachdem Alina Reh nach zwei Kilometern die Spitze übernahm und vorneweg lief, konnte Melina lange in der Verfolgergruppe mitlaufen. Erst auf den letzten beiden Runden konnte sie Rabea Schöneborn und Domenika Mayer nicht mehr folgen. Im Ziel belohnte sie sich für das phänomenale und mutige Ausscheidungsrennen mit dem starken vierten Platz (16:29,15 min).

Stabhochspringer Vincent Hobbie fand nur schwer in den Wettkampf. Nach einigen Problemen beim Einspringen, meisterte er im dritten Versuch die Einstiegshöhe von 5,10 Meter. Anschließend zeigte er zwei bessere Versuche über 5,30 Meter, doch leider blieb die Latte bei keinem der drei Versuche liegen, sodass der Wettkampf für den U23-Meister des vergangenen Jahres schnell beendet war.  Nach einer schwierigen Vorbereitung und fehlender Wettkampfpraxis, zeigte er sich mit dem Ergebnis und seinem achten Platz nicht zufrieden. Auch die anderen Springer blieben teils deutlich unter ihren Bestleistungen, mit übersprungenen 5,75 Metern sicherte sich Bo Kanda Lita Baehre überlegen den Titel. Dennoch war Vincent froh über die Möglichkeit überhaupt bei den Deutschen Meisterschaften springen zu können.

Silbermedaille für Julian Howard
Nicht zufrieden mit dem Wettkampfverlauf und seiner Leistung war Julian Howard, der den Titel sprichwörtlich bei dieser DM in Braunschweig verloren hat. Als Jahresbester mit 8,06 Meter angereist war eigentliches Ziel die Meisterschaft mit nach Karlsruhe zu nehmen, doch das gelang leider nicht. Alle Horizontalssprünge, also Weitsprung und Dreisprung, mussten auf einem dafür extra erstellten Podest durchgeführt werden, da die Renovation der Sprunganlagen nicht rechtzeitig fertig geworden war. Dadurch war die Anlaufrichtung vorgegeben und ein Wechsel auch bei Gegenwind nicht möglich. Bis auf wenige Versuche blies den Athleten permanent Gegenwind entgegen, der zwischen 0,4 m/s und 3,2 m/s allen Springern das Leben schwer machte und zu einer Flut von ungültigen Versuchen führte.
Dabei hatte für Julian eigentlich alles gut begonnen: schon beim Einspringen zauberte Julian aus kurzem Anlauf einen Sprung nahe der 8m in die Grube, der erste Versuch war wieder gültig und mit 7,70 Meter trotz verhaltenem Anlauf und 2,0 m/s Gegenwind ein toller Einstieg. Doch der Wind wurde stärker und blies bei all seinen Sprüngen immer von vorne. Julian sprang dennoch dreimal an die 8m-Marke, jedoch immer ungültig.
Alleine Maximilian Entholzner erwischte einen der seltenen Phasen von Rückenwind und nutzte seine Chance im 5. Versuch. Sein Sprung war knapp gültig und so stellte er den Wettkampfverlauf eigentlich auf den Kopf. Julian versuchte zu kontern und packte einen tollen Versuch deutlich über 8 Meter aus, doch hier war der Eindruck genauso knapp im Plastitin wie zuvor bei Maxi Entholzner am Plastilin. Mit 7,96 Meter wurde Maximilian Entholzner zum ersten Mal Deutscher Meister im Freien und ließ einen sichtlich frustrierten Julian Howard zurück. „Heute hat nicht der Beste, sondern der Glücklichere gewonnen“, war nicht nur die Meinung seines Coaches Udo Metzler, sondern der Eindruck aller beim Weitsprung versammelten Trainerkollegen.
Bei allem Frust gilt es festzuhalten, dass unter diesen schwierigen Bedingungen der Corona-Krise 2020 keinen Weitspringer gab, der eine solch starke Performance bei all seinen Sprüngen gezeigt hat. Das sollte Zuversicht geben für die nicht weniger einfache Vorbereitung auf 2021 und damit hoffentlich auf die Olympischen Spiele in Tokyo.

 

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