Bei der Hallen-DM in Leipzig sprintete die 4 x 200m Staffel der Männer mit Wendelin Waecker, Marvin Hock, Marvin Göllner und Niclas Schmid in hervorragenden 1:27,70 min und sehr couragierten Wechseln auf den 4.Platz und nimmt diese Platzierung final auch in der Bestenliste des Jahres 2020 ein – so schnell war seit 20 Jahren keine 4x200m Staffel der LGR mehr unterwegs. Auch wenn bei unserer 4 x 200m-Frauenstaffel in Leipzig nicht alles nach Wunsch lief, so belegen Mikaelle Assani, Pia Ringhoffer, Tabea Müller und Nina Garay mit 1:40,58 min in der Bestenliste des Jahres 2020 einen sehr guten 9.Platz und kamen damit bis auf 0,5sec an den LGR-Rekord heran. Grund genug einen Rückblick auf die Staffelgeschichte der Kurzstaffeln in der LGR zu wagen.
Grundsätzlich ist die Zusammenarbeit von Trainer und unterschiedlichen Trainingsgruppen bei der Besetzung von Sprintstaffeln und deren langfristiger Vorbereitung in allen Vereinen und nicht nur in LG´s ein Problem. Obwohl eigentlich jeder wissen müsste, dass es mit ein paar wenigen Wechseln vor dem geplanten Wettkampf nicht getan ist, sondern die Sprintstaffeln eine eigenständige Disziplin darstellen und es einer langfristig angelegten Vorbereitung mit vielen Trainingseinheiten zur Schulung der Ablaufgenauigkeit und der Übergabetechniken bedarf, zieht sich diese Problematik wie ein roter Faden durch die Geschichte der LGR und sorgte in der Vergangenheit für manche Auseinandersetzung, Ärger und manchmal auch Blockaden. Dabei war es eigentlich Ziel, durch den Zusammenschluss von 11 Vereinen aus Karlsruhe Kräfte zu bündeln und schlagkräftige Staffeln bilden zu können, doch gelang dies in der Vergangenheit aufgrund von persönlichen Animositäten phasenweise eben nur zum Teil. Doch die Zeiten haben sich Gott sei Dank verändert! Ein Blick auf die Tabelle mit den erreichten Zeiten der 4x200m Staffeln macht die wechselhafte Entwicklung im Männer- wie im Frauenbereich deutlich.
1995 stellten Thomas Lauinger, Peter Ibelshäuser, Patrick Wauer und Alexander Wolf in Sindelfingen mit 1:26,87min den noch immer gültigen LGR-Rekord für die 4x200m auf. In den Jahren danach vermochte es keine Staffel auch nur annähernd an diese Zeit heran zu laufen, was einerseits an der mangelnden Qualität der Kurzsprinter lag, aber eben auch an der mangelnden Bereitschaft einer vereinsübergreifenden Zusammenarbeit. In manchen Jahren war es nicht einmal möglich ein Staffelquartett zusammen zu stellen. Bis auf das Jahr 2010, als mal wieder eine LGR-Staffel unter 1:30 min sprinten konnte, war im Zeitraum von 2005 – 2013 der Kurzsprint in der LGR kein bedeutsamer Bestandteil mehr. Das änderte sich erst wieder ab 2016, als die LGR frisches Blut in Form von Neuzugängen bekam, die sich sehr gut entwickelten und in einer Trainingsgruppe bei LGR-Coach Udo Metzler gemeinsam trainierten. Mit 1:28,74 min erreichten die Neuen um Wendelin Waecker, Florian Gedemer, Manu Retzbach gemeinsam mit Marvin Hock in der Saison 2017 erstmalig wieder eine Zeit deutlich unter 1:30 min und belegten damit in der Bestenliste Platz 9. Im Jahr 2018 gelang dem Quartett mit Wendelin, Marvin, Weitspringer Flo Oswald und Flo Gedemer gar ein völlig unerwarteter 5. Platz bei der Hallen-DM in Dortmund, ehe nach einem schwächeren Jahr 2019 jetzt in 2020 mit Wendelin Waecker, Marvin Hock, Marvin Göllner und Niclas Schmid der Durchbruch gelang und das LGR-Quartett sich mit Platz 4, einer tollen Zeit von 1:27,70 min und Platz 4 in der aktuellen Hallenbestenliste 2020 belohnte.
Ähnlich die Entwicklung bei den Frauen, wo bis 2012 entweder keine Staffel zustande kam oder die Zeiten doch stark hinter den Erwartungen blieben. Jessica Schmütz, Cornelia Moll, Anna-Lena Assel und Larissa Kaufmann stellten 2012 in Sindelfingen mit 1:39,95 min einen neuen LGR-Rekord in der 4 x 200m Staffel auf belegten in der Hallenbestenliste damals Platz 12. Danach passierte jahrelang nicht sehr viel, die Decke an leistungsstärkeren Sprinterinnen in der LGR war sehr dünn, ehe 2016 das Quartett mit Pia Ringhoffer, Nina Garay, Caro Kleyer und Franzi Heidt mit 1:40,96 min auf sich aufmerksam machte. Das Besondere daran war, dass alle 4 Athletinnen aus der eigenen Jugend kamen, alle noch der Altersklasse U18 angehörten – mit dieser Zeit durften diese 4 Jugendlichen an der DM der Aktiven in Leipzig teilnehmen. Dann folgten wieder 3 magere Jahre, da Athletinnen studienbedingt die LGR verließen, ehe heuer die aktuelle 4 x 200m–Staffel der Frauen in der Besetzung mit U20-Weitspringerin Mikaelle Assani, Pia Ringhoffer, Tabea Müller und Nina Garay in diesem Jahr mit 1:40,58 min nicht nur Norm für die DM sprintete und in der aktuellen Hallenbestenliste Platz 9 belegen konnte, sondern damit auch recht nahe an den alten LGR-Rekord von 1:39,95 min kommen konnte.
Für 2021 heißt die Zielsetzung ganz klar, die bisherigen LGR-Rekorde bei Männern und Frauen zu verbessern und sich erneut recht weit vorne in der Bestenliste platzieren zu können.
Worin liegen die Gründe für diese positive Entwicklung? Ausschlaggebend für diese massive Verbesserung der Staffelleistungen sind einerseits die verbesserten Einzelleistungen der Athleten wie bei Pia Ringhoffer, aber eben auch die veränderte Einstellung der einzelnen Trainingsgruppen und Trainer zur Entwicklung der Staffeln – besonders im Aktivenbereich. Gerade jetzt im Winter gab es großes Interesse auch von Athletinnen und Athleten des KIT-Sportclubs am angebotenen Staffeltraining, das von Mitte November an durchgeführt wurde und maßgeblich für diese Leistungsentwicklung verantwortlich zeichnet. Es bleibt zu hoffen, dass diese veränderte Einstellung auch für die Vorbereitung der Sommersaison erhalten bleibt.
Im nächsten Teil dieses Rückblicks geht es um die Entwicklung der 4x100m Staffeln der LG Region Karlsruhe.